Konzeptsuche: Aus Eins mach Zwei
Ja,ja - mein ewiges Ringen um ein Konzept. Was »Needful Things« betrifft, hatte ich es ja schon fast aufgegeben. Seit Jahren habe ich das potentielle Projekt immer wieder mal aus der mentalen Sammel-Schublade heraus geholt, es hin und her gedreht - um es dann doch wieder frustriert zurück zu schieben. Es endete stets gleich: Entweder ...
a) das Baukonzepte war zu banal/langweilig und wurde der Vorlage nicht gerecht, oder
b) das Konzept war reizvoll, erwies sich aber als unbaubar, oder
c) die stilistische Verfremdung bei der Adaption wäre derart gravierend, dass außer mir selbst kaum ein Liebhaber des Buches einen Wiedererkennungswert hätte.
Alles Murks! Es war zum wahnsinnig werden - die simple Geschichte funktioniert einfach auf zu vielen Ebenen, um sie auf ein simples, baubares Konzept herunter zu komprimieren, das auch nur einige davon abdeckt.
Und wie so häufig war es ein eher flapsig dazwischen geworfener Kommentar von Markus, der den Knoten schließlich löste, nämlich:
»Dann mach doch einfach zwei daraus!«
... mhhh... ja... wieso eigentlich nicht?
Es wäre einfach einfach ein Doppelprojekt: Ein Thema - zwei Modelle. Beide wären im Grundriss und Aufbau/ Aufteilung komplett gleich, in Stil und Farbgebung aber grundunterschiedlich. Und gerade mit der Kontrastierung beider Modelle würden ein Großteil der Buch-Ebenen bzw. -Themen transportiert. Gar nicht mal so dumm...
Das erste Modell wäre die »klassische Variante«, in der das aus den Büchern bekannte 80er-Jahre-Setting der eigentlichen Geschichte dargestellt ist - eben genau so wie man es aus dem Roman kennt. Das zweite Modell wäre die deutlich modernisierte Fassung. Sie wäre weitgehend in schwarz-weiß-Optik und im futuristisch kalten Stil von »Sin City« gehalten (den ich ja abgöttisch liebe), in dem ich dann SEHR frei adaptieren kann.
Oh ja, der Gedanke gefällt mir! Und ich freue mich schon auf beide Umsetzungen! Also auf, auf in die Vorbereitung!
Was die Kombination der beiden Modelle betrifft, halte ich im Moment zwei halbkreisförmige Bodenplatten für die geeignetste Lösung. Man könnte sie Rücken an Rücken zu einem Ganzen zusammenschieben, und jedes der beiden Settings hätte so auch seine eigene Rückwandplatte. In der tatsächlichen Ausführung müsste man das Ganze natürlich etwas eleganter gestalten als hier skizziert, damit beide Settings gemeinsam nicht zu klobig ausschauen, aber das ist auf jeden Fall möglich.
Aufbau und Perspektive: Aus zwei mach drei!
Nachdem die grundsätzliche Idee für das Rahmenkonzept mal steht, kann es an die feineren Planungen der bzgl. Aufteilung und Aufbau der eigentlichen Settings gehen. Hier hatte ich schon seit längerem recht klare Bilder vor Augen, wie eine solche Aufteilung ausschauen könnte:
Das Bild, was ich hier vor Augen habe, ist der Blick durch eine Häuserlücke/ einen Straßenzug auf den eigentlichen Shop »Needful Things« im Hintergrund - und doch im Zentrum. Der Vorteil dieses Darstellungsansatzes bestünde darin, dass der eigentliche Schwerpunkt der Geschichte (der ja auch im Roman auf den vielen kleinen Geschichten und Schicksalen der Bewohner besteht), sich auf diese Weise auch räumlich widerspiegeln würde: Die zahlreichen kleinen Settings des Romans bilden den Vordergrund und legen sich wie ein Ring um das Setting. Der Shop selbst (das manipulative Element) hält sich hingegen im Hintergrund und wirft seine Schatten doch über die gesamte Szenerie. Ein schönes, passendes Bild, wie ich finde. Bleibt noch die Herausforderung der Konstruktion. Denn um eine solche Perspektive zu bauen muss ich meine bisherigen Arbeitsweise (vor allem was die Konstruktion der Perspektive angeht) noch etwas abändern bzw. erweitern: Während ich bei »Derry« und »Metropolis« noch mit zwei perspektivischen Fluchtpunkten ausgekommen bin (einen für die Bodenfläche und einen für die Höhen), werden es dieses mal mindestens drei werden müssen, damit die dramatisch-überragende Perspektive des Shops funktionieren kann. Ich erkläre das mal:
Mit Fluchtpunkt 1 und Fluchtpunkt 2 konstruiere ich die überhöhte Perspektive des Shops im Hintergrund. In der Praxis bedeutet das, dass ich an der Rückwand an den zwei Punkten eine Schnur befestige, mit der ich dann direkt am Modell meine Platten- und Bauelemente anzeichne und abmesse:
Den dritten Fluchtpunkt FP 3 (wenn es nicht sogar zwei werden müssen) benötige ich für die Konstruktion der Verzerrungen im Vordergrund. Mit ihm werden (ebenfalls mittels Schnur) die Verzerrungen der zubringenden Straße und der Gebäude im Vordergrund abgemessen:
Im Prinzip wende ich mit diesem Vorgehen eine Methode aus der Zeichentechnik an: Bei perspektivischen Zeichnungen verwendet man ebenfalls eine Horizontlinie, auf der man seine Fuchtpunkte platziert. Mit diesen wiederum legt man seine Hilfslinien an (bei mir erfüllen die Schnüre diese Funktion), mit deren Hilfe man Gebäuden, Landschaften usw. in einer stimmigen Perspektive zeichnet. Da ich früher, in grauer Vorzeit, noch viel gemalt und gezeichnet habe, kenne ich diese Technik noch recht gut und kann sie nun auch für meine dreidimensionalen Arbeiten praktikabel nutzen. Und wenn ich ehrlich bin, wird das Bauprinzip auch durch drei (statt zwei) Fluchtpunkte nicht wirklich komplizierter werden - der einzige Unterschied in der Praxis wird darin bestehen, dass ich während des Baus nun halt noch mehr Schnüre in meinem Modell herumhängen haben werde...
...ach ja, und ein Problem wird sein, dass ich die hintere Gebäudereihe (zumindest während des Baus) immer wieder herausnehmen können muss, sie also nicht fixieren darf. Denn schließlich kann ich die Schnur meines FP3 ja nicht durch die bereits gebauten Häuser hindurch spannen. Da wäre dann Weg verbaut. Aber mit einem herausnehmbaren Stück Bodenplatte wird auch das gehen. Soweit mal zum Einstieg. Natürlich habe ich noch einige Ideen zur Farbgebung und zum Lichtsetting - die werde ich jetzt aber nicht alle ausführen, da ich mich dann dumm und dusselig schreibe. Vielleicht mal so viel zum Grundgedanken: Prinzipiell soll die dramatische Perspektive des Shops durch das Lichtsetting unterstrichen werden. Ich möchte hier einen gewissermaßen brennenden Himmel im Hintergrund anlegen, sprich ein dramatisch von hinten beleuchtetes Setting, das die Schatten nach vorne wirft. Eine brennende Stadt im Hintergrund eignet sich da thematisch wie farblich sehr gut, wie ich finde...und inhaltlich sowieso *g*. Bezüglich der Farbgebung gibt es da so einige recht nette Vorlagen (diese spezielle stammt allerdings aus einer anderen king´schen Buchvorlage):
Damit hätten wir also die Planung zum Projekteinstieg weitgehend vollständig - bliebe noch das Problem des Arbeitsplatzes. Aktuell blockiert nämlich noch immer mein liebes Weichtier Oscar den gesamten Bewegungsspielraum in der Bastelhöhle - und vor allem den Zugang zu allen Werkzeugen und Materialien *g*.
Es wird also wirklich Zeit, dass er auf seinen vorgesehenen Platz in unserem Vorzimmer umzieht. Wenn wir das dieses Wochenende noch schaffen, kann es nächste Woche an den praktische Einstieg von »Needful Things« gehen...
...schaun mer mal dann seh'n mer schon!
Comments