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Swamps of Sadness (5)

Sodele, ihr Lieben,


Wochenende isses - und ja, es geht endlich an das erste Update seit gefühlt einer halben Ewigkeit.


Und viel hat sich bereits getan! Da wäre zum Einen natürlich ein ganzer Haufen neuer Bilder, der sich schon wieder angesammelt hat (denn tatsächlich bin ich bereits seit einigen Wochen wieder fleißig am Werkeln), zum Anderen hat sich aber auch konzeptionell einiges Neues entwickelt. Schließlich sind auch in Bezug auf mein neues Modell die vergangenen 11 Monate nicht ganz spurlos an mir vorbei gegangen, und so werden bei meiner Umsetzung von Michael Endes „Sümpfe der Traurigkeit“ einige neue Elemente Verwendung finden, die so nicht im Ursprungskonzept vorgesehen waren.

Aber so ist das halt - innere Bilder und persönliche Interpretationen sind nicht nur sehr individuell, sondern sie wandeln sich auch im Laufe der Zeit. So auch hier. Und ja, es wird definitiv düsterer werden, als ursprünglich gedacht.


Um noch einmal kurz den letzten Stand zusammenzufassen: Vor meinem doch eher ungeplanten Sabbatical hatte ich die Erdfläche meiner Sümpfe grob fertiggestellt und bemalt...

...und auch die ersten sumpfigen Baumgewächse waren bereits modelliert und farbig grundiert.


Nachdem diese ersten Grundformen meiner Bäume stehen, geht es ans Begrünen derselben.

Dies ist gar nicht so einfach, da die Bäume des Sumpfs ja eigentlich tot sind und entsprechend kein Laub tragen.

Der Kompromiss für das Begrünen sieht daher so aus, dass ich die Äste mit grünem Sumpf-Schlick behänge.


Diesen Schlick baue ich aus Watte, die ich erst in grün eingefärbtes Leimwasser tauche und anschließend dann in dünnen Fäden über die Äste drapiere.


Diese Schlickfäden trocknen dank des Holzleims dann auch erstaunlich formstabil auf – und fertig ist der Baum-Schlick-Behang.

Ist auch grün und passt schön zum sumpfigen Charakter.

Und weil bei einem Sumpf ja nicht nur die Baumspitzen schlickig-schleimig sind sondern das ganze Gelände, werden auch am Boden, zwischen den Wurzeln fleißig Schlick-Fäden verspannt.

Wie ihr außerdem sehen könnt, leuchtet es im Hintergrund auch schon ein wenig, was daher rührt, dass mittlerweile eine LED-Lichterkette am Boden des Flussbetts verklebt wurde.


Die Kabel werden dabei einfach mit Heißkleber in jenen Bodenvertiefungen fixiert, die später mit Modellbauwasser aufgegossen werden sollen, und anschließend dunkel eingefärbt. Wenn alles so funktioniert, wie ich mir das wünsche, wird das Sumpfwasser auf diese Weise später schön diffus grünlich schimmern. Bin schon sehr gespannt wie das wird bzw. wirkt =)

Und nachdem auf diese Weise einige Bäume und Gewächse entstanden sind, geht es weiter mit dem Bau der ersten surrealistischen Elemente. Der Sumpf soll in seiner Endform nämlich nicht nur aus Erdreich, Wasser und Pflanzen bestehen, sondern soll vielmehr einer surrealistischen (Alb-)Traumlandschaft gleichen, in die hier und da noch andere Elemente traumgleich verwoben sind.

Es ist etwas schwierig zu beschreiben, was mir hier genau vorschwebt, aber wer mit Neil Jordan's „Die Zeit der Wölfe“ vertraut ist, hat vielleicht eine Ahnung in welche Richtung es gehen soll.


Den Auftakt macht in jedem Fall eine kleine Maske aus Modelliermasse, deren gewölbte Grundform ich zunächst mit Hilfe eines kleinen Plastik-Eis erstelle, indem ich sie kurzerhand direkt auf das Ei modelliere.


Die Gesichtszüge werden dann vorsichtig mit einem Zahnstocher hinein geritzt.


Die Maske wird nun zwischen den Bäumen an der späteren Wasserkante fixiert und mit zwei kleinen Draht-Haken in den Mundwinkeln versehen, von denen Fäden wegführen. Wer genau hinsieht kann hier bereits erkennen, dass diese Fäden zur kleinen Wurzel-Händen führen...

… die aus dem Wurzelwerk der Bäume heraus wachsen. Diese Händchen habe ich natürlich erst nachträglich gebaut und an den bereits vorhandenen Wurzeln befestigt.


Ein weiteres neues surrealistisches Element besteht in den diversen Augen-Darstellungen, die in der Landschaft verteilt werden sollen.


Für den Bau der Augen hatte ich noch diverse Glaslinsen übrig, die nun zunächst auf halbierte Styroporkugeln geklebt werden .


Da ich die Augen später noch bewegen muss, lohnen sich an dieser Stelle noch keine Feinarbeiten und so werden Ober- und Unterlid zunächst nur ganz grob aus Modelliermasse gefertigt und provisorisch fixiert...



...bevor ich die ganze Herrlichkeit dann vorsichtig hochnehme, im Modell positioniere und erst an Ort und Stelle fertig modelliere bzw. bemale.


Auf diese Weise entstehen gleich mehrere Augendarstellungen (insgesamt 8 Stück), die allesamt ins Flussbett gebaut sind und somit später ebenfalls alle unter der Wasseroberfläche liegen werden.

Natürlich geht es beim tatsächlichen Bau all der unterschiedlichen Elemente thematisch nicht ganz so geordnet zu, wie bisher beschrieben. In der Praxis kommt mal hier ein neuer Baum dazu, dort ein Busch, und auch das Flussbett wird erst nach und nach bestückt – eben wie es sich gerade ergibt und worauf ich gerade Lust habe. Die Baumstämme im Flussbett, fixiere ich beispielsweise erst zeitgleich mit den Augen in ihrer endgültigen Position...


...damit ich mit den einzelnen Elementen noch rangieren kann, und später kein Element den Blick auf ein anderes verstellt.


Da die liegenden Baumstämme zudem später ebenfalls großteils unter Wasser liegen werden, baue ich sie nicht (wie die Bäume) in Figurenform, sondern konzentriere mich natürlich auf die Äste, die später aus dem Wasser prominent herausragen werden. Diese werden als kleine Hände geformt, die in Richtung Mitte des Modells greifen – wo später dann auch das zentrale Figurenmotiv des Modells stehen soll.


Und hier hätten wir nun eine erste Gesamtschau des Flussbett-Abschnitts inkl. Augen und Bewuchs:


Um gut erkennen zu können, wo später die Wasserflächen meines Sumpfs liegen werden, habe ich für das Foto kurzerhand etwas Dampf ins Modell gepustet (der sinkt nämlich schön nach unten und lagert sich in den Senken ab).


Aufgrund des Gegenlichts der LEDs würde es meine Handy-Kamera ansonsten auch nicht schaffen, die Tiefe und die Details einzufangen, ohne dass alle Flächen zu einem Einheitsbraun absaufen.


Hier wird es dann definitiv die Spiegelreflex brauchen, um die Tiefenwirkung realitätsgetreu einfangen zu können - bis dahin werde ich also immer wieder mal etwas tricksen müssen ;)



Und natürlich gibt es auch für die rechte Modellseite eine vorher-nachher Gegenüberstellung:

Dabei hätten wir hier den Stand von vor etwa 3 Wochen mit nur einem ersten fertigen Bäumlein und einem zweiten in der Entstehung...

… und hier Status Quo von vorgestern mit dem bereits deutlich ausgebauten Gelände:


Auch wenn mir die Optik bereits sehr gut gefällt, ist auch dies noch nicht ganz der Endstand.

All die bislang noch freien Flächen sollen nämlich noch mit kleinem Dornengebüsch befüllt werden. Da ich dieses allerdings zu einem Großteil aus Naturmaterialien, wie Weintraubenstielen bauen möchte, wird es erst ganz zum Schluss kommen – die trockenen Stiele sind nämlich empfindlich und bröseln gerne wenn man daran stößt ;)


Tja, und damit kämen wir nun zu einem weiteren wichtigen Motiv der „Sümpfe der Traurigkeit“, nämlich der uralten Morla, jener uralten weisen Riesenschildkröte, die natürlich in keinem gescheiten Sumpf fehlen darf! Zum Glück muss ich hier das Rad nicht neu erfinden und eine ganze Schildkröte von Grund auf selbst modellieren – ich habe nämlich schon ein Kröti in passender Größe zu Hause:

Mein Maskottchen Cassiopeia, die üblicherweise auf unserem Esstisch wohnt.

Und die darf nun als Modell herhalten.


Da ich sie allerdings nicht als Ganzes abformen kann, muss dies in Einzelteilen geschehen. Dabei mache ich mich als erstes an das Abformen des Rückenpanzers: Diesen packe ich erst einmal in eine dünne Schicht Alufolie, welche ich mit einem Borstenpinsel schön fest in jede Ritze drücke, und überziehe die Fläche anschließend mit Gipsbinden. Auf diese Weise entsteht eine Negativ-Form, die sich problemlos abnehmen lässt...


…und auf deren Innenseite die Panzerstrukturen wunderbar abgeformt sind.


Diese Negativ-Form kann ich nun ihrerseits wieder als Abform-Form nutzen.


Dabei modelliere zunächst einen glatten stabilen Rand aus Modelliermasse auf die Innenseite der Panzerform und bestreiche die Innenfläche anschließend dick mit flüssigem Gips.


Nachdem diese Schicht dann getrocknet ist, wird die Fläche formstabil mit zwei weiteren Schichten Gipsbinden verstärkt, die nun ihrerseits wieder trocknen dürfen.


Diese Trocknungszeit kann ich nun nutzen, um Kopf und Vorderbeine meiner Schildkröte abzugießen...



… wofür mein armes Kröti Cassiopeia nun kopfüber einen Tauchgang in der Schnellabformmasse absolvieren darf.

Aber sie ist ja zum Glück geduldig.

Wieder aus der Masse befreit, wird der entstandene Hohlraum nun mit Gips ausgegossen - und heraus kommt ein wunderbares Abbild meiner Cassiopeia.


Damit hätte ich nun auch schon bereits alle wichtigen Teile meiner zukünftigen Morla beisammen (ihr Hinterteil wird man nämlich zum Glück ohnehin nicht sehen, und somit muss ich es auch nicht separat abgießen) - und ich kann mich daran machen, sie im Modell zu positionieren.

Nach einigem Schieben und Herum-probieren steht fest wo und wie sie im Hintergrund zu sehen sein soll, und in dieser Position gilt es nun sie nun zu fixieren.


Für den Bau der Stützkonstruktion wird Morla zu ihrem eigenen Schutz zunächst in Frischhaltefolie gepackt und wieder in Positur gebracht.


Die Lücken zwischen ihren Füßen bzw., den anderen wichtigen Auflageflächen werden nun mit Modelliermasse ausgestopft, so dass eine stabile Stütze in der Position entsteht, in der ich sie haben möchte.

Nachdem die stützende Modelliermasse getrocknet ist, pansche ich etwas Stein-Sand-Leim-Gemisch darauf, so dass die neu hinzugekommenen Bodenflächen die gleiche Oberflächenstruktur bekommen wie der Rest.


Außerdem bekommt Morla nun auch ihren feschen neuen Rückenpanzer angeklebt – fertig ist die Schildkrötenform!

Um sich in die Szenerie einzupassen muss sie nun nur noch angemalt werden. Außerdem baue ich mit Hilfe meiner Säghobelbohrfräse ihre Mundpartie noch ein wenig um, so dass das Maul nun offen steht, was von vorne noch einmal besser wirken sollte.


Im nächsten Schritt wird es nun daran gehen, den Rückenpanzer von Morla zu bepflanzen und einen schönen Übergang zwischen der Krötenform und den umliegenden Hügeln zu gestalten. Dies wird nun das Projekt der kommenden Woche, und die Bilder gibt es dann wie immer nächstes Wochenende.

Habt bis dahin eine gute Zeit und lasst es euch gut gehen!

Tschödeldö und bis bald!

Es war mir ein Volksfest!



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