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Everything's for Sale
Mit meinem jüngsten Modell »Everthing's for Sale« wende ich mich einmal mehr einer Vorlage des Horror-Großmeisters Stephen King zu, genauer gesagt seinem bereits etwas älteren Roman »Needful Things«.
Die Arbeit stellt den Auftakt zum Finale meiner geplanten King-Trilogie dar, und wie schon bei den vorangegangenen Modellen »Welcome to Derry« und »Nightfall in the Lot« versetzt sie die Zuschauer auch dieses Mal wieder in eine verschlafene amerikanische Kleinstadt – eben jene Kulisse, vor der King ja mit Vorliebe die kleinen und großen menschlichen Abgründe porträtiert.
Der zugrunde liegende Roman ist im Wesentlichen eine Geschichte über Verführung und Manipulation. Und wie so oft nimmt das Unheil an einem denkbar unspektakulären Ort seinen Ausgang, nämlich dem neu eröffneten Antiquitäten- und Kuriositätenladen der Stadt. In ihm scheint jeder Einwohner seinen persönlichen Herzenswunsch zu finden - und das zu einem erstaunlich niedrigem Preis. Der Haken daran: Jeder Kauf ist verbunden mit einem kleinen, auf den ersten Blick harmlosen Streich, den jeder Käufer einem seiner Nachbarn spielen soll...
Es ist müßig zu erwähnen, dass der Ladenbesitzer alles andere als ein gewöhnlicher Geschäftsmann ist, und dass dem von ihm gewobenen Netz aus Streichen, Intrigen und planvoll geschürten Feindseligkeiten ein perfides Spiel zugrunde liegt, an dessen Ende es nur Verlierer gibt.
Was mich an dieser speziellen Geschichte seit jeher gleichermaßen beeindruckt wie fasziniert hat, ist ihre Zeitlosigkeit und Übertragbarkeit. Die Schilderung der letztendlichen Zerstörung einer Gemeinschaft von Bürgern, die sich durch ihre Gier und Käuflichkeit, durch Manipulation und Suggestion nach und nach verführen lassen, trägt die Grundzüge eines klassischen Dramas ebenso wie die einer Parabel. Sie hätte das Potential, in jeder nur vorstellbaren Gesellschaft und Epoche zu funktionieren. Als Bühnenstück könnte man sie gleichermaßen epochal wie modern-minimalistisch inszenieren; die Handlung könnte ebenso gut im modernen Japan wie im antiken Griechenland verortet werden - alle Varianten wären gleichermaßen wirkungsvoll und blieben universal verständlich.
Nicht zuletzt ist dieser Effekt wohl auf grundlegende Fragen zurückzuführen, die der Roman zwangsläufig aufwirft, und in denen sich wohl jeder Leser auf die eine oder andere (zum Teil höchst unbequeme) Weise wiederfinden kann. Ich nenne hier nur mal drei:
»Für welchen Anreiz wäre man selbst bereit, seine moralischen Grundsätze und persönlichen Ideale zu verkaufen ...oder vielleicht auch nur einmal eine Ausnahme zu machen?«
»Wie viel wissen wir tatsächlich über unsere Nachbarn - und wie viel glauben wir nur zu wissen? Und vor allem: Wie können diese selektiven Bilder gegen uns selbst verwendet werden?«
»Wie sehr können gezielt geschürte Angst, Schmerz und Verzweiflung unser Denken und Fühlen und unsere Entscheidungen verzerren?«
Es sind Fragen wie diese, die den betagten Roman gerade in Zeiten wie diesen aktueller erscheinen lassen denn je. Und es sind Bücher wie dieses, die mich bereits in sehr jungen Jahren sensibilisiert haben, mir derartige Fragen überhaupt zu stellen und sie (noch wichtiger) fortan stets im Hinterkopf zu behalten.
Deshalb war es mir auch bei meiner Modell-Umsetzung der Vorlage ein großes Anliegen, diese für mich sehr wesentlichen Merkmale der Vorlage, ihre Wandelbarkeit und Übertragbarkeit, mit zu adaptieren. Mit einer bloßen Darstellung der Romanschauplätze kann dies allerdings nur schwerlich gelingen - denn für eine solche Darstellung es benötigt es einen Kontrast.
Und so habe ich das ambitionierte Vorhaben gefasst, diese spezielle Vorlage gleich zweimal zu adaptieren: Einmal in der »klassischen«, romangetreuen Variante, das zweite Mal in einer deutlich modernisierten und aktualisierten Fassung. Beide Interpretationen sollen später Rücken an Rücken stehen, um gemeinsam ein Ganzes zu bilden.
Dies hier ist nun der erste Teil, die klassische Variante, die den Liebhabern dieses Buches sehr vertraut sein sollte. Der Bau der zweiten, modernisierten Fassung wird in den nächsten Monaten beginnen.
Wie immer können alle Interessierten, die gerne mehr über den Entstehungsprozess des Modells erfahren möchten, der ausführlichen WIP-Dokumentation einen Besuch abstatten. Und natürlich freue ich mich immer über Feedback via Facebook, die Kontakt-Funktion oder das ganz frisch eingerichtete Gästebuch.
In diesem Sinne: Willkommen in der beschaulichen Kleinstadt »Castle Rock«!