Das Gewerkel geht weiter! Nachdem nun die Destillierquetsche vollendet, verpackt und auf die Reise Richtung Filmset gegangen ist, geht der moers'sche Requisitenbau nun in die zweite Runde. Schließlich habe ich ja noch einen zweiten, wenn auch deutlich kleineren Projektauftrag.
Im Prinzip geht es dieses Mal um Figurenbau. Genauer gesagt ist ein kleines Wurzelmännchen gefragt, dass niedergestreckt neben einer geöffneten Flasche liegen soll (aus der es gerade einen Dämonen befreit hat). Problematisch an der geplanten Figur ist allerdings ihre Größe. Denn wer sich mit der Geschichte auskennt, weiß, dass Wurzelmännchen den sogenannten "Zwirgen" zugeordnet werden, sprich jener Gattung von Winz-Lebewesen, die allesamt kleiner als Kastanien sind...
Und ja... äh... zum Bauen ist diese Größenordung irgendwie ein wenig ungünstig bzw. unspektakulär.
Was also tun? Um authentisch zu bleiben und die Sache dennoch etwas reizvoll zu gestalten, werde ich ein Mikroskop bauen, unter dem das Wurzelmännchen gerade betrachtet wird. Thematisch passt das recht fein zur Geschichte, da Eißpin im Roman diese kleine Nebenepisode erzählt, während er gerade am Mikroskop arbeitet.
Mein Mikroskop wird allerdings eher ein Oculuskop werden, sprich ein Mikroskop mit eingebautem Augapfel....und auch mit Händen... na, ihr werdet es schon sehen - ich kann es eh nicht erklären. Also los geht es mit dem Oculuskop-Bau:
Natürlich soll auch dieses Gerät schön dämonisch-technisch ausschauen (passend zur Dämonengeschichte) - und so starte ich auch mit zwei Fundstücken aus dem Halloween-Ausverkauf, nämlich zwei fiesen Händen. Diese Hände schauen optisch sehr fein aus, haben leider nur den Nachteil, dass sie nur auf ihrer Außenseite, nicht aber an den Handinnenflächen ausgestaltet sind. Hier sind sie leider roh und glatt, weshalb mein erster Schritt zunächst darin besteht, die Handinnenflächen mit Modelliermasse auszuformen. Hier beginne ich mit den einzelnen Fingergliedern, die ich nach und aufmodelliere.
Nachdem die einzelnen Fingerglieder ausgeformt sind, geht es an die Handteller und Handgelenke. Hier beginne ich mit kleinen Kartonröhren mittels derer ich die Rundungen der Handgelenke baue. Den Daumenballen sowie den hervorstehenden Muskel des kleinen Fingers forme ich zunächst aus Alufolie und überziehe das Ganze ebenfalls mit Modelliermasse.
So entsteht nach und nach eine halbwegs passable Handinnenfläche, die nicht wirklich anatomisch korrekt sein muss, sondern formtechnisch gerne etwas überspitzt sein darf - schließlich bewegen wir uns ja in einem sehr comic-lastigen Gesamtstil.
Ja, und nachdem die Grundform steht und getrocknet ist, muss ich nur nach mit meiner Säghobelbohrfräse ein paar Handlinien in die Oberfläche fräsen und anschließend alles bemalen. Fertig ist ein feines Paar Hände!
Wer sich nun fragt, was um alles in der Welt Hände mit einem Oculuskop zu tun haben sollen ... sie sollen die Trägerplatte der Gerätschaft halten! Jene Trägerplatte, die es noch gibt und deshalb nun gebaut werden muss: Hier schwebt mir eine in Metall eingefasste Glasfläche vor, für deren Bau ich diverse Schnittreste verwende, sprich Styrodur, Karton und Overhead-Folie... usw.
Anschließend verklebe ich dann die fertige Trägerplatte provisorisch mit den Händen. Nun kann man sich denke ich etwas besser vorstellen wie Ganze gemeint ist.
Wie ihr allerdings sehen könnt, sind die Berührungspunkte (und damit die Klebeflächen) von Platte und Händen sehr klein und punktuell. Die ganze Konstruktion ist somit noch sehr wackelig und instabil. Im Nächsten Schritt baue ich daher eine Bodenplatte, auf die nun meine Hände fest fixiert werden sollen.
Und wie auch die Trägerplatte wird auch meine Bodenplatte aus mehreren Höhenebenen zusammengesetzt - so wirkt es optisch einfach deutlich interessanter.
Zusammengebaut und bemalt ist die Angelegenheit dann schon deutlich ansehnlicher und stabiler. Auf dem Bild kann man außerdem sehr schön erkennen, wir ich die amorphen Handformen stabil auf der Platte fixiert habe: ...
... wer genau hinschaut, kann hier die zwischen Händen und Platte eine weiß aufblitzende Zwischenschicht aus Modelliermasse erkennen. Nachdem ich nämlich die Hände auf die Trägerplatte geleimt habe, habe ich die Klebeflächen zusätzlich mit Modelliermasse verstärkt, die ich vorsichtig in den Spalt zwischen Platte und Handkanten gestopft habe . Die Masse füllt die alle Spalte aus, trocknet steinhart aus und stabilisiert damit noch einmal ungemein. Und nachdem sie schwarz bemalt ist, wird sie später auch nicht mehr zu sehen sein.
Ja, und nachdem nun alles schön fest an seinem Platz sitzt, kann es nun an die nächsten Teile meiner Apparatur gehen:
Wie jedes Mikroskop soll auch mein Oculuskop einen Schwenk-Arm bekommen, an dem die Vergrößerungslinsen sitzen. Diesen Schwenk-Arm baue ich in zwei Teilen - einem unteren, stabilen Teil und einem oberen, schwenkbaren.
Die Form des unteren Teils passe ich direkt an der Apparatur an. Hier stelle ich einfach eine Styrodurplatte zwischen die Hände, zeichne die Form vor und schneide sie dann aus.
Im nächsten Schritt werden nun noch einige Applikationen aufgesetzt. Neben den üblichen Styroporkugeln und diversen Röhren und Scheiben stell das wichtigste Element hier mein Drainagerohr dar, das seitlich aufgeklebt wird - und das später einen Übergang zu den Händen bilden soll.
Für diesen Übergang schneide ich kleine Bögen aus dünnem Styrodur zurecht. Auf der linken Seite haben diese die gleiche Größe wie das Handgelenk und werden dann immer kleiner bis sie sich mit dem Drainagerohr auf der rechten Seite treffen.
Nun werden die Scheiben noch mit einer dünnen Schicht aus Papiermache überzogen, um eine einheitliche Oberfläche zu erhalten.
Dann mache ich mich daran, alles zu bemalen...
... um schließlich das fertige Teil an Ort und Stelle zu fixieren. Natürlich muss ich die Übergänge zwischen Handgelenk und "Arm" noch etwas mit Modelliermasse nacharbeiten und ein zweites Mal bemalen, bevor man den Übergang zwischen beiden Teilen nicht mehr sieht.
Nachdem nun mein unterer, formstabiler Teil des Schwenkarms nun fertig ist, mache ich mich an den oberen Part. Hier starte ich allerdings nicht mit dem Schwenkarm selbst (der wird nur ein langweiliges Rohr werden), sondern mit der Oculus-Augapfel-Linse.
Die Grundform bilden hier ein Plastikball, zwei dünne Kartonröhren und kleine Styroporkugeln, aus denen ich mal die Grundform zusammenklebe und schwarz grundiere.
Auf diese Grundform klebe ich nun eine flache Glaspupille (nachdem die Dinger hier unverwendet 6 Jahre herumgeflogen sind, ist dies nun schon die zweite innerhalb von 2 Wochen) und mache mich anschließend daran, die Augenlider aus Modelliermasse drum herum zu modellieren.
Fertig bemalt habe ich nun ein Auge am Stiel^^.
Um das Auge herum entsteht nun in einigen Stunden Friemelei eine Art Verstrebung aus kleinen Halbkreisen, die ich aus Styrodur und Karton zurecht schneide und um mein Auge herum baue, so dass es nun in einer kleinen Käfigkonstruktion eingebettet liegt.
Fehlt nun nur noch die Fernrohr-Linse, die vor das Auge platziert werden soll.
Auch hier baue ich die Roh-Konstruktion wieder aus Styrodur und Kartonröhren, die ich zunächst schwarz grundiere und anschließend mit Metallicfarben bemale.
Der untere Bogen ist dabei genau an die Form des Augapfel-Käfigs angepasst, so dass beide Teile genau ineinander passen.
Ja, und fertig verklebt schaut die Augapfel-Linse meines Oculuskops dann folgendermaßen aus:
Ich mag sie ja voll und muss zugeben, dass ich selten einen solchen Spaß hatte wie beim Bau dieser absurden Blödsinnskonstruktion. Die fertige Augapfel-Linse soll nun im nächsten Schritt an einem Schwenkarm fixiert werden, so dass sie von oben auf die Trägerplatte schauen kann.
Aber das kommt erst im nächsten WIP, das allerdings nicht allzu lange auf sich warten lassen wird. Jetzt aber müssen alle Teile erst einmal brav trocknen und aushärten. Ich mache mich derweil an die Grundierung meines Schwenkarms.
Euch wünsche ich ein feines Wochenende - wir lesen uns dann in ein paar Tagen!
Bis dahin!
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